Wir wollten es genauer wissen und haben einschlägige GroNova-Projekte untersucht. Die Realität bei innovativen Unternehmen sieht anders aus: Kleine (auch: „inkrementelle“) sind um Grössenordnungen häufiger als große (auch: „radikale“) Innovationen, allerdings wird von diesen öffentlich nicht berichtet.
Schrittweise Wirkungsgradverbesserungen, Funktionalitätszuwächse oder perfektionierte Dienstleistung erzielen kumuliert betrachtet meistens mehr Kundennutzen als ein vollständig neues Maschinenkonzept, eine neue Software oder ein neues Dienstleistungskonzept, welche ihre Reife erst noch entwickeln müssen.
Risiken kontrollieren!
Grosse Innovationen geschehen dagegen eher zufällig; sie sind einmalig, nicht planbar und – gerade in Anbetracht des grossen Mitteleinsatzes – hoch riskant. Vielfach ist erst nach Jahren erkennbar, dass es sich um eine grosse Innovation oder gar für die Branche neue Regeln setzende Durchbruch-Innovation handelte.
Unser Tipp
Planen sie einen Fluss von vielen kleinen, inkrementellen Innovationen. Mit kleinen Innovationen kontrollieren Sie die Risiken. Holen Sie GroNova dazu.
PS.: Auch Innovationen sind komplexe Vorhaben. Zum Thema „Management komplexer Vorhaben“ führen wir eintägige Weiterbildungsseminare durch. Die nächsten Termine:
- 05.04.2019 im Hotel Sedartis, in Thalwil
- 24.06.2019 im Seedamm Plaza, in Pfäffikon (durchgeführt durch ZfU)
- 04.10.2019 im Hotel Sedartis, in Thalwil
- 11.11.2019 im Seedamm Plaza, in Pfäffikon (durchgeführt durch ZfU)
- 17.01.2020 im Hotel Sedartis, in Thalwil
- 22.06.2020 im Seedamm Plaza, in Pfäffikon (durchgeführt durch ZfU)
- 16.11.2020 im Seedamm Plaza, in Pfäffikon (durchgeführt durch ZfU)
Das Seminar vermittelt nicht nur die Fallstricke bei komplexen Vorhaben, sondern soll Sie mit einem Bündel von Tools und Tipps unterstützen, ein solches Vorhaben richtig aufzusetzen und zum Erfolg zu führen. Unter www.gronova.org/seminare finden Sie ebenfalls zusätzliche Informationen. Für weitere Details können Sie sich gerne an mich wenden.
Wissensbox
Wie lassen sich Innovationsvorhaben kategorisieren? Zu dieser Innensicht stellt die Marktsicht eine alternative Kategorisierung in den Vordergrund, welche die Innovationshöhe unterscheidet: • Zum Kern gehörend („core“) umfasst Innovationen, welche sowohl dem Unternehmen als auch dem Markt grundsätzlich bekannt sind. Dazu gehört das Gros der Innovationen. Sie zielen typischerweise auf die Verbesserung oder Modifikation bestehender Produkte. Beispiel: Schadstoffreduktion bei Dieselmotoren oder Doppelkupplungsgetriebe. |
Höhe und Weite als Kriterium bei Innovationen
Die meisten Innovationsvorhaben lassen sich eindeutig klassifizieren. Und damit auch deren Risiken zuverlässig einschätzen. Gerade in Zeiten disruptiver Lösungen, die traditionelle Marktteilnehmer massiv bedrohen, hilft es, sich Klarheit über eigene Innovationen zu verschaffen. Die nachstehende Grafik ist da hilfreich.
Abbildung 1: Prozentuale Verteilung der Innovationstypen
Praxisbeispiel im Fokus
Brötchengeber mit Innovation
Branche: Grossbäckerei mit 35 Filialen und rund 450 Mitarbeitern
Ausgangslage und Handlungsbedarf: Brotmacher aus Tradition
Die Grossbäckerei hatte in den letzten zwanzig Jahren ihre Standorte durch Zukäufe von kleinen Familienbäckereien vervielfacht. Die Backstuben wurden aufgehoben und die Verkaufsläden von einer grossen zentralen Bäckerei beliefert. Dank der gewonnenen Grösse konnte sie sich bis vor wenigen Jahren gegenüber den Grossverteilern behaupten.
Mit der Verbreitung ofenfrischer Fertigbackwaren änderte sich die Wettbewerbssituation: die Grossbäckerei verlor Marktanteile. Die Sortimentserweiterungen mit Confiserie-Produkten und Snacks usw. stabilisierten die Umsätze jeweils vorübergehend, eine nachhaltige Besserung war jedoch nicht in Sicht.
Die Unternehmensleitung setzte daher ein internes Innovationsteam unter Leitung des Vertriebsleiters ein, welches die Aufgabe hatte, das angestammte Geschäft zu hinterfragen und zukunftsfähige Lösungen zu erarbeiten. Insgeheim hofften Unternehmensleitung wie auch das Team auf einen „big bang“, welcher dem Unternehmen neuen Auftrieb verschaffen sollte.
Auftrag: Innovationsexperte
Weil das interne Team auch nach neun Monaten keinen umsetzbaren Innovationsvorschlag entwickelt hatte, wurde GroNova beauftragt, das Team mit einem erfahrenen Innovationsexperten zu unterstützen. In Workshops stellte sich bald heraus, dass das Team vor allem über Informations-Technologien wie beispielsweise eine digitale Vertriebsplattform nachdachte. Solche waren jedoch teuer und hätten die finanziellen Möglichkeiten des Unternehmens überstiegen.
Lösung: Externe Quersicht durch Kundenbefragung
Um realistischere Ansätze zu finden, schlug der GroNova-Experte vor, die bestehende Kundschaft nach deren Gewohnheiten, Bedürfnissen, Beweggründen, warum sie eine traditionelle Bäckerei aufzusuchen, usw. zu befragen. Noch zugespitzter: „Was müsste unternommen werden, damit Sie für uns fünf Ihrer besten Freunde als neue Kunden gewinnen?“
Jedes Teammitglied unterhielt sich mit mehr als zwanzig willkürlich ausgewählten Kunden in den einzelnen Verkaufsregionen. Die Essenzen aus den insgesamt mehr als 150 Gesprächen wurden gemeinsam ausgewertet.
Die Gespräche waren in verschiedene Richtungen erhellend. Mit neuen Back-Kreationen waren keine Kunden zu gewinnen. Dagegen betrafen die meisten Hinweise die Serviceleistungen um das Backprodukt herum.
Während der Auswertung entstanden mehr als drei Dutzend Innovationsideen. Bei einigen Ideen handelte es sich um „low hanging fruits“, jedoch keine setzten teure Technologie-Investitionen voraus: Spätabendverfügbarkeit, abgestufte Backgrade, Gebäckgrössen für Kleinhaushalte, Nährwertinformation, Verkaufsberatung für Allergiker und Personen mit Intoleranzen, neue Formen von Loyalisierungsprogrammen usw.
Einige der Ideen waren schon so konkret, dass sie nur noch getestet und für die Umsetzung vorbereitet werden mussten. Die erfolgversprechendsten Innovationsvorhaben wurden von der Geschäftsleitung priorisiert und in der Roadmap, einem rollenden Innovationsplan, aufgenommen. Im Quartaltakt wurden die einzelnen Innovationen in den Markt eingeführt.
Fazit: Fluss von Innovationen
Mit vielen kleinen und sequentiell abfolgenden Innovationen wurde das Unternehmen in die Lage versetzt, auf Marktveränderungen rasch zu reagieren und gegebenenfalls ein anderes Innovationsvorhaben vorzuziehen oder aufzuschieben. Damit konnten mehr Kundenbedürfnisse rasch und risikoarm erfüllt werden. Der Innovationsfluss liess sich zudem in die Markenwerbung einbeziehen; der stete Fluss an Neuigkeiten machte sie besonders glaubwürdig: Brötchengeber mit Innovation.
Für weitergehende Informationen und bei konkretem Handlungsbedarf stehen wir Ihnen gerne unter +41 41 727 04 70 zur Verfügung.