Engpässe bei ausgewählten Materialien, qualifizierten Mitarbeitern oder Knowhow gehören zum marktwirtschaftlichen System; mit der Knappheit der Güter sind Fehlmaterialien, Unterbesetzungen oder fehlende Expertise sozusagen programmiert. Trotzdem lassen wir uns im betrieblichen Alltag immer wieder von Ausfällen überraschen. Und lassen sich die Versorgungs- bzw. Besetzungsprobleme nicht kurzfristig beheben, eskaliert die Situation: eine Krisensitzung folgt der anderen.
Wir wollten genauer verstehen, was erfolgreichere Unternehmen tun, um ausserordentliche Probleme rechtzeitig zu lösen und Krisen abzuwenden. Dazu haben wir einschlägige GroNova-Projekte untersucht sowie mit Unternehmens- und Produktionsleitern in Industrie- und Dienstleistungsunternehmen gesprochen.
Vorweg: Sich mehr anstrengen, reicht in den meisten Fällen nicht aus. Manche Organisationen arbeiten bereits schon am Anschlag; noch höhere Anstrengung ist nicht mehr möglich. Denn die Organisation etablierte viele Routinen und wurde auf Effizienz so gedrillt, dass sie die geforderten Höchstleistungen überhaupt erbringen kann. Grössere materielle oder personelle Ausfälle destabilisieren die eingespielten Routinen, bringen das Fass unwiderruflich zum Überlaufen und führen zur Überforderung bis hin zum Kollaps.
In solchen Krisensituationen schadet Aktionismus und erzeugt mehr Chaos als Ordnung. Von Nöten ist zunächst einmal eine nach den Fakten fragende Zurückhaltung und Respekt vor der komplexen Situation. Die Krisenerfahrenen wissen, dass sie nicht nur die Lage unmittelbar in den Griff bekommen, sondern dereinst auch wieder glaubwürdige Strukturen für den Alltag schaffen müssen. Um dem enormen Erwartungsdruck der Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten, Investoren zu widerstehen, sind langjährige Erfahrungen aus ähnlich gelagerten Fällen zwingend.
Unser Tipp: Erkennen Sie rechtzeitig, dass die Organisation ausserhalb der eingeübten 'Standard Procedures' agiert und mit ruhiger Hand aus der Krise geführt werden muss. Die Mitarbeiter schätzen es, wenn sie vor dem drohenden Chaos bewahrt werden. GroNova unterstützt Sie gerne immer mit krisenerprobten Umsetzungsexperten.
Mit herzlichen Grüssen
Ihr Andreas Suter
Wissensbox: Krise – was ist das?
Eine Krise (altgriechisch krisis) bedeutet Zuspitzung oder Wendepunkt einer gefährlichen oder gar existenzbedrohenden Entwicklung im Unternehmen, der eine massive Funktionsstörung vorausging. Dass sich diese Entwicklung an einem Wendepunkt befand und gerade ein Desaster abgewendet wurde, lässt sich oft erst im Nachhinein feststellen. Krisen sind einzigartige Situationen, zu deren Bewältigung keine Musterlösungen bestehen. Wo solche nicht existieren, gibt es im Vornherein auch keine Anleitung zum „richtigen“ Handeln. Mithin lässt sich eine Managemententscheidung erst im Nachhinein als „richtig“ oder „falsch“ beurteilen. Typischerweise ist ein Unternehmen auf die effiziente Abarbeitung des „Tagesgeschäfts“ eingespielt; die Probleme werden so weit vereinfacht, dass deren immer wiederkehrende Lösung zur Routine wird. Zur Bewältigung von ausserordentlichen Situationen oder gar Krisen fehlen den Akteuren jedoch die einschlägigen Erfahrungen. Infolgedessen agieren sie mit vielen Aktionen in bester Absicht. Letztlich führen sie ins Chaos. Generell lassen sich die Lösungen durch den Klarheitsgrad bzw. Bekanntheitsgrad der Ziele und des Lösungswegs charakterisieren (siehe Abbildung 1):
Krisenbewältigung
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Praxisbeispiel im Fokus: Umsatzeinbruch wegen Auslieferungsproblemen
Sondermaschinenbauer mit rund 600 Mio. Umsatz und 2‘800 Mitarbeitern
Ausgangslage und Handlungsbedarf: Grosskunde droht mit Stornierung seiner Aufträge
Das Unternehmen hatte sich eine dominante Stellung in einer Maschinenbaunische aufgebaut. Eigentlich hätte dieser Hidden Champion keinen Grund gehabt, sich Sorgen über die Zukunft zu machen; die Auftragsbücher waren prall gefüllt und reichten für mehr als die nächsten zwei Jahre aus.
Doch das Unternehmen war nicht in der Lage, seine Lieferversprechen pünktlich zu erfüllen. Offensichtlich war, dass die Standard-Maschinen wegen fehlenden Steuerungseinheiten aus asiatischer Herkunft nicht ausgeliefert werden konnten. Aber irgendwo musste auch bei den Highend-Anlagen der Wurm sitzen; keine einzige konnte in den letzten 9 Monaten wegen unterschiedlichsten Fehlteilen fertiggebaut werden, obwohl keine Komponenten asiatischer Herkunft zu verbauen waren.
Das Stammhauswerk war mit Maschinen zum Bersten voll. Auf dem angrenzenden Wiesland wurde eine Ballonhalle erstellt, um zusätzlichen Platz zu schaffen. Im Durcheinander der Materialwege wurden manche Komponenten den Maschinen auch falsch zugeordnet. Die Situation verschlimmerte sich von Tag zu Tag. Ein langjähriger Grosskunde kündigte wöchentliche Werkinspektionen an und drohte, seine Aufträge – rund ein Fünftel des geplanten Umsatzes – zu stornieren. Der Bereichsleiter Produktion resignierte.
Auftrag: Interimistische Leiter für das Stammhauswerk
GroNova wurde beauftragt, mit einem erfahrenen Werkleiter das Stammhauswerk interimistisch zu führen und die Lieferfähigkeit wiederherzustellen. Dank seiner langjährigen Erfahrungen erkannte er schon bei seinem Antrittsbesuch, dass der Produktionsbetrieb kurz vor dem Kollaps stand: nichts schien mehr zu funktionieren! Die Mitarbeiter arbeiteten motivationslos, die Stimmung war gedrückt, und von produktiver Zusammenarbeit konnte keine Rede sein; zudem waren ein Viertel der Mitarbeiter krankgeschrieben.
Lösung: Stabilisieren durch Fokussieren und Druckabbau
Der GroNova-Manager schlug dem Vorstand vor, Druck wegzunehmen und die vorhandenen Kapazitäten zu fokussieren. Denn nur damit könne der Kollaps abgewendet werden. Alle Maschinenaufträge sollen neu – nämlich nach der Möglichkeit der kurzfristigen Inbetriebsetzung – priorisiert sowie sequentiell statt parallel abgearbeitet, und die Bearbeitung neuer Aufträge aufgeschoben werden. Der Vorstand stimmte diesem rigorosen Massnahmenpaket widerwillig zu.
Fazit: Vertrauen ins betriebliche Leistungsvermögen schaffen
Die Abarbeitung der Rückstände dauerte insgesamt rund vier Monate. Schon innert Wochenfrist liessen sich erste Erfolge erzielen. Diese Erfolge waren wichtig, weil sie nicht nur die wartenden Kunden zufriedenstellten, sondern vor allem der Mannschaft das Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit zurückbrachten. Dies war eine gute Grundlage, anschliessend neue Strukturen mit zukunftsfähigen Rollen und Verantwortlichkeiten im Stammhauswerk zu schaffen.
Für weitergehende Informationen und bei konkretem Handlungsbedarf stehen wir Ihnen gerne unter +41 41 727 04 70 zur Verfügung.