Wir wollten es genauer wissen und haben GroNova-Projekte analysiert. Die gute Nachricht vorweg. Es gibt keinen Grund, kalte Füsse zu kriegen: Denn jede Umsetzung ist mit einer Performance-Delle verbunden. Mit allen Veränderungen wird in das betriebliche Geschehen eingegriffen. Zunächst nachlassende Performance ist die unvermeidbare Folge.
Performance-Delle
Zu Beginn jeder Umsetzung verlieren die beteiligten Unternehmensteile an Effizienz. Im Veränderungsprozess müssen alte Gewohnheiten und Selbstverständlichkeiten abgeworfen werden, um sich neue anzueignen. Trotz umfassender Vorbereitungen kennen sich viele Mitarbeiter nicht mehr aus. Ökonomisch gesprochen, muss die Organisation die Lernkurve neu durchlaufen.
Die Frage ist nicht ob, sondern wie wird das „Absacken“ der Performance begrenzt und die Dauer verkürzt. Vertieft wird die Performance-Delle durch ungenügende Umsetzungsplanung, z.B. durch nachträgliche Klärungen und Änderungen während der Umsetzungsphase. Ebenso verlängert unerwarteter Widerstand die Delle, weil beispielsweise die Betroffenen ungenügend vorbereitet wurden. Noch gravierender wirkt sich Inkonsistenz in der Umsetzung aus, indem beispielsweise individuelle „Ausnahmen“ zugelassen werden. Damit werden falsche Signale in die Organisation gesendet, und die Wichtigkeit des Vorhabens wird unnötig herabgesetzt.
Unser Tipp
Seien Sie sich des Performanceverlaufs während der Umsetzung von vornherein bewusst. Damit werden Sie auf negative Abweichungen zu Beginn der Umsetzung souverän reagieren. GroNova unterstützt Sie gerne in Ihren Umsetzungsvorhaben.
Wissensbox
Was ist das? Was gegen die Performance-Delle getan werden kann: 2. Konsequenz in der Umsetzung 3. Intensive Management Attention |
Verlauf und Stellhebel bei betrieblichen Veränderungen
Abbildung 1: Typischer Performance-Verlauf eines Operational-Excellence Vorhabens
Abbildung 2: Wirksame Hebel zur Performanceabsicherung
Praxisbeispiel im Fokus
Vertrauen und Lieferfähigkeit wieder hergestellt
Branche: Zulieferwerk eines Uhrenherstellers mit rund 300 Mitarbeitern.
Ausgangslage und Handlungsbedarf: Lieferprobleme des Uhrenherstellers
Zur Frankenstärke gesellte sich noch ein existenzbedrohendes Lieferproblem. Die ausländischen Vertriebspartner drohten mit Vertragskündigung, wenn die Nachfrage nicht termintreu gedeckt würde.
Seit geraumer Zeit hielt der interne Zulieferant die Liefertermine für die Uhrengehäuse nicht ein. Das Operational-Excellence-Vorhaben griff nicht, und die Liefertreue hatte sich im letzten Monat wieder verschlechtert. Auch der vierte Werkleiter (innerhalb fünf Jahren) schien die Lieferprobleme nicht lösen zu können. In der Folge verlor die Gruppenleitung das Vertrauen und beschloss einen erneuten Wechsel in der Werksleitung.
Auftrag: Interimistische Werksleitung für die Wiederherstellung der Lieferfähigkeit und Stabilisierung der Produktionsqualität
GroNova wurde beauftragt, mit einem Werksleiter auf Abruf, der über langjährige Erfahrungen aus der Präzisionsindustrie verfügte, kurzfristig einzuspringen und die Lieferfähigkeit wieder herzustellen. Zudem waren Qualitätsmängel zu beheben, weil der Ausschuss ein inakzeptables Ausmass angenommen hatte. Es schien, als ob in der Vergangenheit vergeblich versucht wurde, die Situation zu verbessern. Im Gegenteil, mit jedem Anlauf verloren Qualität und Lieferfähigkeit an solidem Grund.
Lösung: Wiederherstellung des gegenseitigen Vertrauens
Das Ziel war klar, der Weg nicht. Schon nach dem ersten Rundgang war dem interimistischen Werksleiter klar: betriebliche Hektik dominiert das Geschehen; das Klima ist schlecht; die Mitarbeiter weisen jegliche Verantwortung von sich; das traditionelle Vertrauen ins Management des Unternehmens ist zerrüttet. Es gab klare Anzeichen von Dienst nach Vorschrift und Absentismus.
Deshalb entschied der interimistische Werksleiter, die Glaubwürdigkeit wiederherzustellen und eine solide Vertrauensbasis zu schaffen, die Verhärtungen aufzubrechen und die gegenseitigen Schuldzuweisungen abzubauen. Voraussetzung dazu waren zwar anspruchsvolle, aber realisierbare Ziele, welche vorerst zwischen der Gruppenleitung und den Fertigungsleitern vermittelt werden mussten.
Um die Lieferfähigkeit sehr rasch zu verbessern, blieb nichts anderes übrig, als hohe Qualitätskosten für hohen Endprüfaufwand und Ausschuss in Kauf zu nehmen. Die temporäre 100%-Prüfung am Warenausgang wurde sozusagen als Adapter gegenüber dem internen Kunden eingerichtet.
Damit blieb er verschont von den Unzulänglichkeiten des Werks und den nötigen werksinternen Umstellungen. Für die ursächliche Behebung der Qualitätsprobleme mussten einige Prozesse geändert, einige Zuständigkeiten angepasst und vor allem die Mitarbeiter geschult bzw. on-the-job eingewiesen werden. Zudem musste wieder ein Verantwortungsgefühl für die termintreue und qualitätsmässig einwandfreie Herstellung entwickelt werden.
Fazit: Nachhaltigkeit setzt Geduld voraus
Die Wiederherstellung der Lieferfähigkeit war prioritäres Ziel und konnte schon nach 5 Wochen erreicht werden. Doch für Vertrauensbildung und Mobilisierung der Belegschaft brauchte es weit mehr Zeit. Es dauerte rund 11 Monate, bis die Qualitätskosten auf ein akzeptables Level gesenkt werden konnten. Auf dieser Grundlage konnte der von extern kommende, fest angestellte Werksleiter aufbauen und die Verschwendung nach den Prinzipien der kontinuierlichen Verbesserung sukzessive eliminieren.
Für weitergehende Informationen und bei konkretem Handlungsbedarf stehen wir Ihnen gerne unter +41 41 727 04 70 zur Verfügung.